Freitag, 20. April 2012

If you're too nice, you lose

ein gedankenkarussell, seit einigen monaten mit immer mehr figuren drauf bestückt. figuren die plötzlich grau und schwarz werden und kaputt gehen, dann runterfallen und wieder aufgebaut werden, figuren die liegen bleiben, figuren die plötzlich in die andere richtung fahren. figuren, die bunt sind und auf denen man sitzt und sich unendlich sicher und glücklich fühlt. zwischen rosa einhörnern, geisterpferden und höllengestalten, verblasste und kaum sichtbare waggons neben neuen, goldenen. drehen sich im kreis, manche vielleicht auch langsamer oder schneller, oder vielleicht ist das eine illusion? dann gibt es noch die alten, treuen, die man kaum mehr wahrnimmt, weil sie schon solang da sind. das karussell dreht sich. es dreht sich, und man hat zu bedenken, dass man nicht absteigen wird; denn das ticket war nicht günstig, auch wenn es so gewirkt hat, am anfang, als der preis lediglich die undefinierte länge der fahrt war. doch das karussell fährt und fährt und fährt, und umso länger man sich bei diesen scheinbar ständig wechselnden figuren steht und fährt und verweilt, so mehr wird es teil der seele, so mehr wird die seele teil des karussells. manchmal wird einem schwindlig, aber runde für runde wird das gefühl normaler, und zu bemerken, dass ständige drehungen nicht gesund sind weiß man längst nicht mehr. der blick für die figuren verschwimmt, ist es doch das, was man kennt. nach einer zeit ist man ganz für sich, und plötzlich sieht man sich um und stellt fest, dass sich die figuren verändert haben. neue kamen hinzu, das hat man hin und wieder mitbekommen, aber bei genauem hinsehen sehen die alten, gewohnten ganz anders aus, als zu der zeit, da man sie das erste mal sah. und das karussell dreht sich, und plötzlich entsteht der wunsch anzuhalten, abzusteigen, das ganze mal von einem anderen winkel zu sehen und dann zu entscheiden, ob man vllt gar nicht mehr mitfahren will. aber das ist eine sache der unmöglichkeit, und jeder widerstand fühlt sich an, als verwandelt sich das karussell in eine geisterbahn, über die man keinerlei kontrolle hat, dreht sich schneller, hebt ab und die dunklen gestalten nehmen den raum ein. dann ist da wieder der schwindel, und ehe man sich versieht kauert man in der kleinsten ecke, und erträgt dass gedrehe still leidend. stumpf, verzweifelt, bis man nichts mehr merkt und das drehen irgendwo im hintergrund pocht. und dann passiert plötzlich irgendetwas unerklärliches, vllt steigt eine person hinzu und das karussell dreht sich langsamer, es hat trotz des abgenutzten äußeren einen neuartigen glanz und es ist fast so, als erklingt eine wunderschöne melodie, die die fahrt zu einem fantastischen erlebnis macht. vor lauter glück bemerkt man nicht, dass das karussell tatsächlich immer langsamer wird, und man bekommt angst, angst, dass die fahrt endet, endet, jetzt wo es gerade so gut wurde. aber die fahrt endet nicht. nur die umstände.

1 Kommentar:

  1. Oh, endlich hört man mal wieder was!
    Der Anfang erinnert mich voll an Rilkes "Das Karussell".
    Sooo schön.

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